Sie sind hier: Startseite Fakultät Aktuelles Pressemitteilungen Waldschutz-Pilotprojekte mit geringer Wirkung
Datum: 16.09.2020

Waldschutz-Pilotprojekte mit geringer Wirkung Studie der Universität Bonn untersucht den Effekt von REDD+-Projekten im brasilianischen Amazonas-Gebiet

Pilotprojekte zum Schutz des Tropenwaldes sind oft längst nicht so wirkungsvoll, wie erwartet. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Wissenschaftler der Universität Bonn zusammen mit Kollegen aus dem Vereinigten Königreich und den USA durchgeführt haben. Die Forscher empfehlen daher alternative Finanzierungsmodelle für solche REDD+-Projekte. Sie sollten sich stärker als bislang an der nachweislich erbrachten Schutzwirkung orientieren. Die Studie ist in der Zeitschrift PNAS erschienen.

 Regenwald:

Regenwald: Die Entwaldung im Amazonas-Gebiet Brasiliens schreitet weiter voran. Die in der Studie untersuchten nach 2007 etablierten REDD+-Projekte hatten bis heute nur eine geringe Schutzwirkung (© Foto: Symbolbild COLOURBOX.de)

 

REDD+-Projekte verfolgen das Ziel, die fortschreitende Entwaldung zu verlangsamen und damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Durchgeführt werden sie zum Beispiel von nichtstaatlichen Organisationen, sogenannten NGOs, Umweltschutzverbänden oder auch Privatinitiativen. Dafür erhalten die Verantwortlichen handelbare Emissions-Zertifikate, die sie über entsprechende Marktmechanismen verkaufen können. Vorab soll eine Überprüfung durch Zertifizierungs-Agenturen dabei sicherstellen, dass die Projekte tatsächlich die angestrebten Schutzeffekte erreichen.

Diese Überprüfung basiert jedoch oft auf falschen Annahmen, wie die Studie nun zeigt: Dabei wird nämlich der erwartete Waldbestand zum Projekt-Ende mit dem Bestand verglichen, der sich vermutlich ohne Schutzmaßnahmen ergeben würde. „Dieser Vergleichswert – also die Prognose der Waldentwicklung ohne REDD+-Projekt – wird oft berechnet, indem man die historische Entwaldungsrate bei Projektbeginn einfach fortschreibt“, erklärt Dr. Thales West. Der brasilianische Wissenschaftler hat die Studie am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn geleitet; er ist inzwischen am Waldforschungsinstitut Scion in Neuseeland tätig.

Die Extrapolation historischer Entwaldungsdaten hat einen großen Haken: Sie liefert nur zuverlässige Werte, solange die Entwaldung konstant voranschreitet. Wenn jedoch neue Umweltgesetze in Kraft treten oder die Nachfrage nach Land sinkt und sich so die Umwandlung von Wäldern in Agrarflächen verlangsamt, ist das nicht mehr der Fall. „Genau das konnten wir in unserer Studie im Amazonasgebiet Brasiliens beobachten“, erklärt Prof. Dr. Jan Börner vom ZEF. „Wir haben zwölf REDD+-Projekte untersucht, die dort nach 2007 etabliert wurden. In den Folgejahren hat sich die Entwaldung dort aber ohnehin deutlich verlangsamt. Wenn wir diesen allgemeinen Trend im Amazonas-Gebiet berücksichtigen, sehen wir, dass die REDD+-Projekte so gut wie keinen zusätzlichen Schutzeffekt erzielt haben.“ ...

 

... weiterlesen:

  www.uni-bonn.de | 15.09.2020

 

... mehr zum Thema:

  www.spiegel.de | 15.09.2020

  www.european-news-agency.de | 15.09.2020

Artikelaktionen